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Industrie und Gewerbe

Risk Management – keine Frage der Unternehmensgröße

By 5. Mai 2020 Mai 18th, 2020 No Comments

Versicherungslösungen im Spannungsfeld der Unternehmensentwicklung

Das klassische Risk Management zieht seine Berechtigung aus der Tatsache, dass unternehmerisches Handeln unweigerlich mit dem Eingehen von Risiken verbunden ist, das bei Gelingen in unternehmerischen Erfolg mündet. Im Idealfall soll dabei die Entscheidungsfindung nicht nur intuitiv und aus dem Bauch heraus getroffen werden, sondern unter Berücksichtigung aller relevanten Faktoren im Umfeld eingegrenzt und abgesichert werden. In einer sich rasant und stetig entwickelnden Umwelt kann es dabei trotz verschiedenster Analysen, Trends, Plandaten und Reportings schwierig werden, die Kern-Risiken zu erkennen, welche für das eigentliche Unternehmen relevant sind.

Systematisches Risk Management soll dabei unterstützen, diese relevanten Risken besser zu identifizieren und hinsichtlich ihrer Auswirkungen zu kategorisieren. Nun mag diese Herangehensweise bzw. auch die Begrifflichkeit des Risk Management vielleicht mehr im Bereich größerer Unternehmungen, komplexen Systemen und unterstützender Software zu erwarten sein, allerdings treffen die Umweltfaktoren einer globalisierten und stark vernetzten Geschäftswelt auch kleine und mittlere Unternehmungen. Je nach Geschäftsbereich, internationaler Ausrichtung und Spezialisierungsgrad sind dabei neben komplexen unternehmerischen Fragen auch Fragen nach passenden Versicherungslösungen zu beantworten, die es erlauben Risiken zu quantifizieren (Prämie, Selbstbehalt) und an externe Partner abzugeben.

Gerade bei Veränderungen gilt es, die Risiken immer wieder abzugleichen und bei Bedarf die Versicherungslösungen anzupassen.

Insofern sind die Grundthemen betrieblichen Risk Managements und des einhergehenden Versicherungskonzepts, nicht nur für große Industrieunternehmen wichtig, sondern auch für mittelständische Unternehmen oder voll engagierte freiberufliche Einzelkämpfer. Sie alle eint, dass sie als Marktteilnehmer mehr oder weniger in der gleichen Umwelt versuchen unternehmerischen Erfolg zu erzielen.

Je nachdem in welcher Entwicklungsphase sich eine Unternehmung befindet, ergibt sich anhand der Problemstellungen eine unterschiedliche Herangehensweise für die Risikobeurteilung aus Versicherungssicht, welche es in der aktiven Beratung zu berücksichtigen gilt.

Versicherungen in der Start-up Phase

Gerade in der ersten Phase der unternehmerischen Entwicklung gilt es eine Vielzahl an verschiedensten Themenbereichen, wie Finanzierung oder Business Planung, zu bewältigen. Die Praxis zeigt deutlich, dass das Thema Versicherungen in dieser Phase oft vergessen und vernachlässigt wird und erst kurz vor dem eigentlichen „Go-to-Market“ Zeitpunkt angegangen wird. Da die Versicherungsprämien in der Regel im Voraus geschuldet sind, müssen die für das Risiko bemessenen Prämien vorab in einer seriösen Finanz- und Businessplanung berücksichtigt werden. Zum anderen wird mit dem langen Abwarten die Möglichkeit immer kleiner, im Sinne des Risk Managements eine risikoadäquate Lösung zu finden.

Ebenso bleibt zu berücksichtigen, dass gerade im Exportbereich gewisse Risiken aus Europa in der Start-up Phase nur schwer zu versichern sind, denkt man beispielsweise an Direktverkäufe in die USA. Wichtig ist deshalb, ein frühzeitiges Auseinandersetzen mit den existenzbedrohenden Risiken für das Unternehmen, welche mit möglichst liquiditätsschonenden Lösungen abgedeckt werden sollen. Dies gilt im Übrigen auch für hochtechnisierte Tech Start-ups, welche stark vom Maschinen- und Anlagenpark abhängig sind – hier sollten Themen wie umfangreiche Sachversicherung, Maschinenbruch und Betriebsunterbrechung, als existenzbedrohende Risiken vorab behandelt werden.

Neben der Absicherung des Unternehmens sollte sich der Blick, im Sinne der gemeinsamen Gefahrtragung, ebenso auf die gegenseitige Absicherung des Gründers / des Gründerteams mittels Risikolebensversicherungen richten. Zusammenfassend gilt also, gerade zu Gründungszeiten die Faustregel, Drittschadenpotentiale sowie bedrohliche Eigenschadenszenarien, korrekt abzusichern, nicht aber kapitalintensive Lösungen (zB. optimierte Pensionsvorsorge, Pensionszusagen etc.) zu forcieren.

Strategische Weiterentwicklung des Versicherungsportfolios

Wie auch der Business Plan bildet das gewählte Versicherungskonzept den Status Quo zum Gründungszeitpunkt ab und bedarf einer laufenden Überarbeitung. Im Sinne des adäquaten Risk Management, müssen anhand der Unternehmensentwicklung Risikopotentiale überprüft und gegebenenfalls adaptiert werden, was letztendlich in einer Anpassung des Versicherungsportfolios mündet.

Neben der sicherlich notwendigen Anpassung in der Betriebs- und Produkthaftpflicht, soll auch das Anlagenverzeichnis und dessen Versicherungsbedarf geprüft, wie auch möglichen Veränderungen in der Gesellschafterstruktur Rechnung getragen werden. Insbesondere Schlüsselpersonen (Gründer, Geschäftsführer, leitende Angestellte) sollen aufgrund der besonderes exponierten Haftungsfrage mittels D&O (Director & Officers) abgesichert werden. Zur Mitarbeiterbindung lassen sich im Konzept auch Lösungen hinsichtlich betrieblicher Altersvorsorge platzieren, welche zum einen Wertschätzung ausdrücken und zum anderen zur langfristigen, strategischen Zusammenarbeit anregen.

In weiterer Folge soll nicht nur der internen Unternehmensentwicklung Rechnung getragen werden, sondern selbstverständlich auch der veränderten Stellung am Markt und der Unternehmensgröße. Je nach Marktsegment und Kundenstruktur gilt es abzuschätzen, ob ein aktives Debitorenmanagement durch eine maßgeschneiderte Kreditversicherung ergänzt werden soll oder diese in der weiteren Finanzierung (zB. Factoring) notwendig ist. Im Sinne des ganzheitlichen Risk Managements sollen dabei auch die versicherbaren Bereiche des Betriebsrechtschutzes hinsichtlich des Versicherungsbedarf beleuchtet werden und dabei festzuhalten, für welche Streitigkeiten ein Schutz gewünscht wird.

Laufende Überprüfung als Anker der Risikoauslagerung

Zusammenfassend kann also festgehalten werden, dass sich erfolgreiche Unternehmungen jeglicher Größenordnung ebenso schnell verändern und den Gegebenheiten anpassen, wie dies im jeweiligen Marktumfeld gefordert wird. Insofern sind vor allem gewerbliche Versicherungskonzepte laufend auf Passgenauigkeit zu überprüfen, zu ergänzen und zu managen. Letztlich sind im Spannungsfeld zwischen Risiken und erfolgreichem, unternehmerischen Handeln bewusste Entscheidungen zu treffen, welche bekannten und neu hinzukommenden Risiken durch Versicherungslösungen extern abgesichert werden sollen.

Insgesamt empfiehlt sich eine langfristige Begleitung in Versicherungsfragen mit laufendem Abgleich des Versicherungsbedarfes, aufgrund der aktuellen Unternehmenssituation und des platzierten Versicherungsschutzes.

Thomas Nußbaumer, MBA

Geschäftsführer

thomas.nussbaumer@comit.at
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